Inspiracles Interview: Peter Herrman

In unserem heutigen Interview stellen wir Euch die Arbeit von Peter Herrmann vor. Er ist immer unterwegs und hat so das Glück, die interessantesten verlassenen Orte zu finden. Peter hat unsere Aufmerksamkeit mit seinen erstaunlichen Urbex-Fotos erregt. Schaut Sie euch an, was er zu sagen hat!

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Bitte stell Dich in ein paar Sätzen selbst vor

Ich bin Peter, Bj.1966, geboren in Sachsen, gar nicht weit von Dresden entfernt… lebe seit 1989 in NRW und arbeite in Europa… d.h. ich bin Fernfahrer und zwar mit Leib und Seele und nehme mir neben diesen Job die Zeit, schöne oder verlassene oder besondere Orte zu fotografieren.

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Wann hast Du Dein erstes Foto gemacht und was war es?

Meine ersten fotografischen Versuche liegen ca.6 Jahre zurück. Wenn ich schon so viel unterwegs bin, an so vielen unterschiedlichen Orten, kann ein Fotoapparat nicht schaden… dachte ich mir und lies mir zum Geburtstag meine erste Spiegelreflex schenken. Das erste Foto… oje, kann ich nicht mehr genau sagen, aber diese beiden gehören definitiv zur Anfangszeit… Flughafen Frankfurt und Tagebau Garzweiler2

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Woher nimmst du deine Inspiration für neue Fotos oder Fotoprojekt?

Ehrlich gesagt, bin ich nicht der Typ, für lang geplante Fotoprojekte und ich bewundere all diejenigen, die so etwas minutiös vorbereiten und die Zeit und Geduld haben, so ihre Kunstwerke zu erschaffen. Ich bin da eher der spontane Typ, schnappe mir die Kamera und ziehe z.B. in einer noch unbekannten Stadt einfach los. Wie neulich in Berlin… da findet man dann interessante Architektur oder einen, schon seit Jahren stillgelegten Bahnhof und schon erwacht die Inspiration in mir und ich vergesse die Zeit… der Appetit kommt beim essen, sagt man oder die Inspiration beim fotografieren. Diese Momente liebe ich sehr an diesem Hobby, sich nur auf das wesentliche zu konzentrieren…
Eine weitere Quelle der Inspiration sind Bilder anderer Fotografen, die mich beeindrucken und mich faszinieren.

 

 

Welchen Stellenwert hat für dich die Technik beim Fotografieren?

Für mich hat die Technik einen recht hohen Stellenwert. Sowohl bei der Hardware, als auch bei der Software… also bei der Nachbearbeitung. Jeder hat da so seine Favoriten, auf die er schwört… bei mir ist es in der Hardware Nikon, am Anfang eine kleine DLSR und mittlerweile eine Vollformat.
Mindestens genau so wichtig sind die Objektive… aber noch wichtiger ist natürlich der Mensch, der mit der Technik klar kommen muss. Es ist ein nie endender Prozess, alles zu beherrschen und sich Schritt für Schritt zu verbessern.

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Welches deiner Bilder oder Serien bewegt dich? Und warum? Zeige sie uns

Das Schienen Foto gehört definitiv zu den Auserkorenen. Warum? Zum einen, weil ich den Ort liebe, an dem ich es gemacht habe… die Highlands in Schottland… zum zweiten war es ein wunderbarer Urlaub mit meiner Frau und ich kann mich noch ganz genau an den Tag, an das (bescheidene) Wetter und an meine Kletteraktion erinnern, um auf die Gleise zu kommen… und zum dritten war es für mich ein Lost places (also eine stillgelegte Strecke) und darum kniete ich mich auch in aller Seelenruhe hin, bis ich hinter mir das schnaufen und pfeifen einer näher kommenden Dampflok hörte und ich geschwind das Weite suchte.
Ansonsten bewegen mich immer Fotos, die ich an verlassenen Orten gemacht habe. Ich denke, so geht es vielen Urbexern… wer hat hier gelebt oder gearbeitet, welche Geschichte steckt hinter diesen Mauern. Es ist die Vergangenheit, die ich in meinen Bildern präsentieren möchte und zwar spannend, geheimnisvoll und das im Hier und Jetzt.

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Kann man (fotografische) Kreativität lernen?

Ein klares „ Ja“ auf diese Frage. Man kann sein Gehirn schulen, man kann sein Auge schulen… man entwickelt eine gewisse Routine, um besondere Momente oder Motive zu erkennen und festzuhalten. Dafür sollte man sich natürlich mit seiner Kamera sehr gut auskennen, um die Einstellungen mehr oder weniger unterbewusst zu machen und somit sein Augenmerk voll und ganz auf die Umgebung zu richten. So war und ist es auf jeden Fall bei mir… und das alles schaffe ich durch ständiges üben. Ihr kennt alle den weisen Satz von Helmut Newton: „Deine ersten 10000 Fotos sind die schlechtesten“ Was für ein tolles Gefühl für jeden Fotografen, wenn Technik und Kreativität anfangen zu harmonieren.
Meine letzte Anmerkung dazu… hört auf euer Bauchgefühl und seit immer Selbstkritisch!

 

 

Wenn dich jemand fragt, wie er oder sie “bessere” Bilder machen kann, was rätst du ihm oder ihr dann?

Fotografische Kreativität und “bessere“ Bilder machen, sind natürlich ein Thema. Ich will bei der Selbstkritik anknüpfen… wenn ich meine Fotos auf den Rechner ziehe und sie dann diverse Bildbearbeitungsprogramme durchlaufen haben, betrachte ich sie meistens nochmal in Ruhe, auch 1-2 Tage später und suche “Fehler“, die mich stören. Ich möchte zwar, das meine Bilder anderen gefallen, aber genauso sollen sie auch mir in Zukunft gefallen und wenn es dann diese eine Sache gibt, die ich nicht geändert habe, stört mich das immer wieder. Für mich ist das ein entscheidender Punkt, sich zu verbessern.
Des weiteren kann es nicht schaden, sich in der Anfangszeit professionelle Hilfe zu holen. Mein Tip sind VHS Kurse… die sind finanziell erschwinglich und vermitteln ein gutes Grundwissen, gerade wenn es darum geht, seine Kamera besser kennenzulernen. Um später tiefer in die Materie einzudringen, helfen oft Online Fotokurse. Bei mir waren es zu beginn zwei VHS Kurse und alles andere habe ich mir autodidaktisch beigebracht. Jeder, wie er möchte.

 

 

“Du hast eine tolle Kamera! Bringst du sie zu unserer Hochzeit mit?” Deine Antwort?

Tut mir Leid, aber nicht mein Metier.

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Da Du dich auf Urbex-Fotografie spezialisiert hast, kannst Du uns ein paar Einblicke in dieses Thema geben…

Wie bist du “Urbex-Explorer“ geworden?

Zu mir kam ein guter Freund und hat gesagt… komm lass uns mal die alte Papierfabrik im Neusser Hafen erkunden. Gesagt getan… die Fabrik ist längst abgerissen und Geschichte, der Spass am fotografieren verlassener Orte ist geblieben.

 

 

Wie bereitest Du Dich auf Deine Stadterkundungen vor? Recherchierst Du im Vorfeld?

Stadterkundungen und urbexen oder Lost places fotografieren sind für mich verschiedene Sachen. Für ersteres bereite ich mich nicht großartig vor, sondern stürze mich spontan ins Getümmel. Beim urbexen wird schon recherchiert… wo will ich hin, wie komm ich hin, wie sind die örtlichen Begebenheiten , gibt es Erfahrungsberichte von anderen Urbexern? Google maps und Google Earth sind bei der Recherche unabdingbar.

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Was brauchst Du für die Urbex-Fotografie? Braucht man eine spezielle Ausrüstung, wenn man Urbex-Fotos machen will? Gibt es Tipps für Anfänger?

Für die Urbex-Fotografie braucht man unbedingt ein Stativ. Oftmals durchstreift man dunkle Räume oder noch dunklere Bunker und Keller. Hilfreich ist eine Taschen oder Stirnlampe und wer es möchte, zusätzliches Licht, um diese dunklen Räume auszuleuchten.
Ich habe immer zwei Objektive dabei… ein Weitwinkel und ein Zoomobjektiv.
Festes Schuhwerk, am besten Arbeitsschuhe mit Stahlkappe und rutschfester Sohle… es ist nicht ungefährlich, über morsche Holzböden zu gehen, in Abbruchhallen zu klettern oder schon seit vielen Jahren verlassene Chateaus zu erkunden.
Man sollte immer zu zweit unterwegs sein!!!
Jeder sollte sich bewusst sein, das sie die meisten Locations illegal betreten und im Falle des erwischt werden, eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch drohen kann. Es gibt auch legale Lost places, die besucht werden können. Vielleicht als Anfänger erstmal hineinschnuppern, um herauszufinden, ob dir das liegt. Vielleicht stellst du fest, das die Blümchen Fotografie eher etwas für dich ist. Wer weiß?

 

Wie findet man verlassene Orte?

Gute Frage… mit offenen Augen durch seine Stadt oder übers Land fahren. Da gibt es mehr, als man denkt. Wie oft bin ich schon durch Deutschland oder Belgien oder Frankreich gefahren und entdeckte eine alte, heruntergekommene Fabrik oder eine einsame und völlig zugewachsene Villa… da fängt das Urbexer Herz aber fest an zu klopfen 🙂
Je länger man dann im “Geschäft“ ist, wird sich jeder ein Netzwerk aufbauen und dadurch von noch schöneren, älteren, geheimnisvolleren verlasseneren Orten erfahren… es ist ganz einfach!

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Danke

Vielen Dank für Deine Zeit und das Interview!

*Alle Fotos von Peter Herrmann

Mehr:
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